Google und gebrauchte Domains.

Alain Aubert

Legendäres Mitglied
Sind Domains mit Vorbesitzern verbrannt?

In der Diskussion um Ayom.com (Fortsetzung) sowie einigen anderen Meldungen (1 & 2) könnte das nahelegen. Verbrannt soll heissen, dass keine Seite der Domain im Index (in den SERPs) erscheint. Die Seiten können, müssen aber nicht gespidert werden.

Vorgeschichte:
Eigentlich war es ursprünglich relativ einfach bei einem Domainumzug (oder (Projekt-)Zukauf) mittels 301 Redirect die Links für Google auf die neue Domain deuten zu lassen. Eigentlich ja die Aussage des 301.
Wir wissen, dass es vor einiger Zeit aber verstärkt dazu gekommen ist, das immer mehr "SEOs etc" sich abgelaufene Domains registriert haben, die noch immer (möglichst prominent) verlinkt waren. Gefunden wurde diese, indem Webseiten mit hohem Pagerank gespidert wurden (Dmoz, Unis, etc). Der Sinn lag dabei die schon vorhanden Popularität in Suchmaschinen zu nutzen.
Gegen dieses direkte Vorgehen wurde von Google eigentlich schon Gegenmassnahmen ergriffen. Viele Webmaster berichteten es, ich hab es leider zu dieser Zeit nicht getestet. Ich bin ja ehrlich ;-)
Als ich zur Zeit von Kebapgraz (August 2004) eine nette potentielle Domain entdeckte, leistete ich mir den Versuch.
Ohne hier jetzt genauer darauf einzugehen, kann ich versichern, ganz ohne Erfolg bei Google. Anders sah dies bei anderen Suchmaschinen aus, die auf den Trick hereinfielen.
Behauptung: Es ist allgemein anzunehmen, dass Google "den Status von Domains" nach einer gewissen Zeitspanne "zurücksetzt", abwertet oder sogar "verbrennt".
Ric bestätig das anhand seiner Erfahrung in der 2ten Ayom Diskussion.

Da es keinen Sinn machen würde Domains aus Suchmaschinensicht zur Verbrauchsware zu machen, stellt sich die Frage, ab wann solche Domains wieder indexiert werden, und von was dieser Zeitpunkt abhängt.
Diese Frage muss unter dem Gesichtpunkt der Möglichkeiten aus SEOSpam-technischer Sicht bei konventioneller Regelung der 301 über mehrere Domains gestellt werden. Diese wären immens, wenn jede einigermassen gut verlinkte aber nicht mehr verwendete alte Webseite (idR. recht günstig) gekauft und ohne Streuverluste in das eigene Linknetzwerk eingeführt werden könnten.

Dazu ein kleines Gedankenspiel:
Unter der Annahme, das Domains mit Vorbesitzer (zeitweise) verbrannt sind. Wenn ein unschuldiger Webmaster eine Seite auf eine andere "gebrauchte" Domain umzieht, dann würde er unschuldig sanktioniert werden. Der Ablauf wird sein, dass nach dem Relaunch die verweisenden Links schrittweise und teilweise auf die neue Domäne umgestellt werden. Ausserdem kommen naturgemäss neue natürliche Links hinzu (natürliches Wachstum).

Eine Spam-Seite, die nur aufgekauft wurde um die Popularität mitzunehmen wird nicht einen gleich grossen Grad an Änderung alter Links erreichen können. Neue und vor allem künstliche Links können aber in einem grossen und der Natur nahen Masse produziert werden.
Daraus folgt die Schwierigkeit ein natürliches Projekt, vom Versuch der Linknetzwerkproduktion zu unterscheiden. Wie schon von Remo gefordert wird diese Hürde nicht so einfach abgebaut werden können, sofern die Annahmen korrekt sind.

Ayom war am Anfang Jan in Dmoz, Anfang Feb im Google Directory und Anfang März im Index, Ayom hat diese natürlichen Links um Google zu zeigen, dass es eine Community gibt -> 90 Tage, keine direkt unbekannte, keine direkt überrissene Zeitspanne von Google. Naheliegend ist anzunehmen, dass der Wiedereintritt in den Index von Links abhängt.

An dieser Stelle möchte ich die Fragen an Euch richten, speziell denen, die selber eine oder mehrere Domains mit Vorbesitzer oder eine Domain die allgemein nicht indexiert wird haben oder hatten. Dem Versuch den ich anhand Kebapgraz gemacht habe und ayom.com kommt noch 1 Fall hinzu von dem ich weiss, aber das reicht einfach nicht, um sichere Aussagen zu formulieren.

Weiter stellt sich für mich die Frage der möglichen veränderten Bedeutung des 301 redirects für Google. Z.B. auf die PR Vererbung.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf eure Bemerkungen.

PS Ein weiteres Beispiel bei Abakus, die Domain ist noch immer nicht im Index und wahrscheinlich schwach verlinkt
Auf jeden Fall bin ich mir 100% sicher, dass Google sich dem Problem der Wegwerfdomains bewusst ist.

PS (Dez. 2005)
Amit Singhal der von Bharat zu Google geholt worden ist, schreibt im Feb 04 in einer Publikation dieses Problem an und bestätigt eigentlich, dass Google sich des Problems schon bewusst war.
QUOTE The owner of a legitimate domain doesn’t renew it
Spammers grab it, it already has tons of incoming links

Seite 21 http://www.research.ibm.com/haifa/Workshop...apers/haifa.pdf
im Rahmen von http://www.research.ibm.com/haifa/Workshop...laboration2004/

PS (Jan. 2006) Diesen Text fand ich unverhofft. Er ist auf März 2005 datiert und ich weiss nicht, ob er je veröffentlicht wurde, also kopier ich ihn einfach hier rein:

Jeder Webmaster der in der Zeit vor Florida dutzende oder hunderte keyword99.de und 1a-keyword.com oder einfach nur von der Billigware Domains profitiert hat um sich in Suchmaschinen, namentlich Google, durch das Errichten grosser Linknetzwerke und onpage-optimierten Seiten optimal zu positionieren war schon mal hart an der Grenze zu Spam. Oder darüber.
AWS und Produkte-Feeds ermöglichen dynamische und schnelle Generierung von Millionen html-Seiten, die aggressiv verlinkt schnell Boden in den SERPs gut machen konnten. Die einfache Verfügbarkeit von Domains und Googles schnelle Crawler machten das lange möglich.

Als Google auf den Spam reagierte, wurden viele "Massenware-Praktiken" deutlich erschwert. Mit der Sandbox und dem vermehrten Ausschluss von Härtefällen aus dem Index hat Google dem versucht entgegenzuwirken.

Auf die Sandbox soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, und bei einem Ausschluss einer Domain spielt das von ric hier erwähnte Gedankenspiel eine Rolle. Eine verbrannte Domain eines "Black-Hat SEOs" könnte durch Löschung und Neuregistrierung also schnell und einfach wieder in die vorderen Positionen der SERPs eingenommen werden.

Also würde Google ein Interesse daran haben, den Status einer Domain nicht zu schnell auf "jungfräulich" zu stellen. Ayom.com und andere Beispiele legen nahe, dass es sogar zu einer temporären Nichtberücksichtigung kommt, wenn die Domain abläuft.

In der Diskussion wurde mehrmals nahegelegt, dass die Domain doch einfach weggeworfen werden soll. Ich möchte jetzt erklären, wieso ich das für nicht sinnvoll halte:

- Selbst wenn eine Domain verbrannt ist, muss das nicht zwingendermassen heissen, dass sie für immer aus dem Google-Index verbannt bleibt. Das hat sich in der Vergangenheit gezeigt -> Temporärer Zustand.

- Auf die Markenidee und Marketingstrategie möchte ich hier nicht eingehen ;-). Trotz den Unruhen muss ich einfach auf diesen Beitrag hinweisen.

- Google soll nicht die Lebensader eines Projektes sein. Es ist klar, dass im Moment eine enorme Googleabhängigkeit besteht. Vor allem, was das Wachstum anbelangt. Bei Ayom.com hat der verlorene Google-Traffic sich nicht überdeutlich auf die Aktivität ausgewirkt. Es gab sicherlich eine Wachstumshemmung, doch diese war zu verkraften.

- Ich neige selber dazu die Mächtigkeit von Suchmaschinen bzw. deren Traffic zu überschätzen, aber der Wert von ayom.com fällt mir jetzt schon auf, wenn ich einfach die wenigen Zeichen in die Adress-Leiste tippe. Anfangs konnte sich niemand mehr als 1h an den Namen erinnern, wie steht es jetzt darum?

Abschliessen denke ich, dass Wegwerfdomains wortwörtlich "in den Müll" gehören. Bei jeder Gelegenheit die Domain zu wechseln kann eine Strategie sein, aber es sollte klar sein, dass supershop99.de nicht umbedingt viel Vertrauen erweckt. Die Phantasie-Markennamen-Beführworter haben auch einen Punkt. Weiter ist die heutige Trägheit von Google zusammen mit dem Sandkasten und der vermuteten Zeitsperre auch aus Suchmaschinentechnischer Sicht überholt.

Eine weiter interessante Tatsache sind die jetzt vermutlich verbesserten Linkschemen-Erkennungsalgorithmen seitens von Google. Das was ich immer im Kreise-linken nannte ;-). Die Erzeugung künstlicher Link-Communities um Suchmaschinen zu überlisten. Da diese Art der küntlichen Verlinkung bei klassischen Verwendung von Wegwerfdomains oftmals zur Anwendung kommt, könnte dies ein weiteres Motiv weiterer Gegenmassnahmen Googles sein.

Ein Grenzfall bilden oftmals reine Keyworddomains, sogenannte generische Domains wie auto.de. Sicherlich ist der Domainnamen ein Rankingfaktor, sowie die Nennung des Keywords in Links der natürlichen Form http://www.auto.de positiv zu bewerten.
Trotzdem bin ich mittlerweile von der Nichtigkeit dieser Argumente überzeugt, da sie auf die Gesamtheit der Rankingfaktoren zu unbedeutend sind. Dies vor allem unter der Annahme, dass mehr als nur ein potentielles Keyword existiert (die Breite des potentiellen Keywordsortiments ist i.d.R recht gross), da der positive Rankingeffekt nur auf das eine Keyword wirkt. Keyworddomains können durchaus als Ergänzung zu Projekten benutzt werden.
 
Vielleicht hat Google diese Problematik bereits erkannt und will mit der Akkreditierung als Domainregistrar genau diesen zu langen Zyklus durchbrechen, indem Sie Domains möglichst automatisch "resettet", nachdem sie neu registriert worden sind. Wie hier schon erwähnt (interessante Artikel zum Thema).
 
Hi,

ein kurzer Einwurf von mir an dieser Stelle. Eiweiss.com hat einige Links (auch PR4/ PR5) mehr, allerdings unter anderen Keywords, nicht unter "eiweiss.com". Leider hat sich auch dadurch nichts getan, die letzte Mail an Google blieb unbeantwortet.

Gruss Over
 
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