Veröffentlichung von Informationen im Web

Remo Uherek

Ayom Gründer
(Ausgelagert von http://www.ayom.com/topic-14321.html)

@madox:
QUOTE Weil es ist einfach schrecklich, dass man irgendwo veröffendlichte Beiträge, für die nächsten 10 Jahre oder so in Google finden wird...

Das ist ein sehr guter Punkt und trifft auf das gesamte Web zu. Man muss sich wohl einfach entscheiden, ob man anonym bleiben will oder nicht. Hat man die Anonymität mal aufgegeben, kann man den Prozess nicht mehr rückgängig machen. Deshalb sollte man immer vorsichtig sein, welche Daten man veröffentlicht oder nicht. Ich habe mich entschieden, im Web nicht anonym zu sein und muss nun mit den Vor- und Nachteilen dieser Entscheidung leben.
 
Remo ich würde mich freuen wenn man dieses Thema nochmal genau besprechen könnte, den es scheint sehr intressant zu sein.

LG Brian
 
äh - es gibt nicht entweder anonym oder namentlich bekannt, es gibt auch user, die beides machen, inklusive Zwischenstufe zwischen anonym und realname, wenn die Identität z.B. nur den Mods bekannt ist.

Dass Anonymität ein absolutes Muss ist, um klar seine Meinung sagen zu können, muss doch jedem klar sein.
Viele Leute agieren irrational.

"Zu seinen Ideen stehen" bedeutet nicht, dass man nicht trotzdem anonym bleiben möchte - einfach nur, weil sich andersdenkende sonst an einem rächen würden.

Eine Meinungsäusserung dient dazu, gleichdenkende zu finden, andere zu überzeugen, aber nicht dazu, von Dritten kategorisiert zu werden.

Anonymität ist ein Schutzmechanismus gegen Dummheit, Vorurteile und Boshaftigkeit anderer.

Man muss sich der Realität anpassen und gegen Risiken Massnahmen ergreifen. Sagen wir z.B. dass ich eine Finanzberatungsfirma habe, die vorwiegend gut bei jungen christlich-konservativen ankommt, wegen Anlageprodukten, die ethisch-christlichen Grundsätzen entsprechen. Die Community tauscht sich regelmässig auf Foren aus.
Einer von denen wollte einen meiner Berater kontaktieren, sucht im Web unter seinem Spitznamen, und entdeckt eine völlig andere Seite von ihm (ihr könnt euch hier alles unchristliche vorstellen, was ihr wollt).

Als Geschäftsführer habe ich keine andere Wahl als diesen Mitarbeiter zu entlassen, sogar wenn er einer der besten ist und geschätzt wird.
Ausserdem müsste ich wohl bei der Mitarbeitersuche diskriminierend agieren, um meine Kundschaft nicht vor den Kopf ztu stossen...

Ja - dumm, ungerecht, teils illegal... und keine andere Wahl.
 
Ich finde (wie auch schon im Ausgangsthread angeschnitten) in diesem Zusammenhang wichtig, dass es Datenschutz-Mechanismen gibt. Jeder sollte all seine Daten einsehen, verändern/korrigieren oder aber löschen können. Und das in allen Datenbanken dieser Welt (sei es Ayom, Google, openBC oder der Lebensmittelgrossverteiler mit Kundenkarte). Ich bin überzeugt, dass je mehr Daten von Menschen gespeichert werden und je mehr Missbrauchsfälle ans Tageslicht kommen, desto grösser wird das Verlangen nach solchen Datenschutz-Werkzeugen. Das Problem ist doch einfach, dass man heutzutage über die Daten über seine Person nicht verfügen kann und sich so unnötigen Risiken aussetzt.

Trotzdem darf man persönliche Informationen auch nicht verteufeln. Ohne die Artikulation von persönlichen Bedürfnissen (sowohl auf Anbieter- als auch auf Nachfragerseite) wäre wohl keine moderne Volkswirtschaft denkbar. Nur wenn ein Anbieter die persönlichen Bedürfnisse seiner Kunden kennt, kann echter Mehrwert für beide Seiten geschaffen werden. Hier spielt Vertrauen und persönliche Beziehungen eine grosse Rolle. Jede persönliche Information birgt Chancen und Gefahren. Man hat die Chance auf Mehrwert (Erfahrungsaustausch, wirtschaftlichen Handel etc.), aber das Risiko, dass die Information gegen einen selbst verwendet werden kann (man beachte den berühmten Satz "jede Information, die Sie jetzt von sich geben, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden"). Ein typischer Trade-Off, der von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird (Vertrauen, Macht, Kontrolle, Glaubwürdigkeit etc.).

Es gibt ja auch bereits Web 2.0-Fälle, die z.B. durch Video-Tagebücher so berühmt geworden sind, dass sie ihre Internet-Berühmtheit als Belästigung empfunden und ihre Internet-Aktivität eingestellt haben. Die ganze User Generated Content Geschichte hat sicher seine Vorteile, aber man darf auch die Nachteile nicht vergessen. Ich bin gespannt, wann das die grosse Masse realisieren wird.
 
Ich erlaube mir manchmal den Spass, meinen Freunden und Verwandten eine Geburtstagskarte mit einem Screen-Print einer Google Search iheres Namens zuzustellen. Die meisten sind erfreut, zu sehen, dass sie in den Top-10 sind (und das hundert- oder tausendfach.)

Im Zusammenhang mit dem Ayom-Forum stelle ich eher positive Feedbacks fest. Nur einmal hat ein Kunde gemeint, dass ich sein Problem nicht hätte lösen können, ohne bei Ayom nachgefragt zu haben. Na und? Er hat die Lösung und ich die Quelle.

Sobald man aber pointiert Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen nimmt, wird es heikel. Aber anstatt zu theoretisieren, starten wir einen Versuch:

QUOTE Christoph Blocher zeichnet sich durch seine sehr starken und polarisierenden Aussagen aus. Ich mag seine hände-rudernde Art nicht. Aber er wagt es, nicht zu erwähnende Themen auf die Titelseiten der Zeitungen zu bringen. Einverstanden oder nicht. Es wird diskutiert.


OK. Das Ei ist gelegt. Schauen wir in den nächsten Tagen, wie Christoph Blocher und René Weber in einen engeren Zusammenhang gebracht werden.

Da ich Ayom auch als experimentelles Forum betrachte, habe ich mir erlaubt, diesen Versuchsballon zu starten.

Cheers, René
 
QUOTE (Remo Uherek @ Sa 14.10.2006, 20:57) Das Problem ist doch einfach, dass man heutzutage über die Daten über seine Person nicht verfügen kann und sich so unnötigen Risiken aussetzt.

Dass stimmt so nicht ganz: (in der CH)

- Falsche Daten müssen auf verlangen immer korrigiert werden.
- Verarbeitung, Speicherung, Verkauf der eigenen Daten kann verboten werden ==> Ausnahme übergeordnetes Interesse z.B. Bonitätsdatenbank, Strafregister, etc...
- Es kann immer eine Löschung gefordert werden ausnahme bei übergeordnetem Interesse...

KEIN übergeordnetes Interesse ist eine Adressdatenbank, Forum, Google.

Wenn ich also will das Google alles über mich löscht, so müssen Sie sich beugen!
 
QUOTE Wenn ich also will das Google alles über mich löscht, so müssen Sie sich beugen!


Das ist der Sollwert. Der Ist-Zustand ist jedoch etwas anders, und da beginnt das Leben. Fordere mal Google auf, alles über Dich zu löschen.....


Ich habe mich, nicht zuletzt aus geschäftlichen Gründen, entschlossen meine Nicks aufzugeben und offen im Netz zu surfen. Der Nachteil ist, ich bin wie ich bin und alle sehen das. Der Vorteil ist, das ich eben bin wie ich bin. Ein Mensch mit allen Vor- und Nachteilen und Fehlerchen. Was solls. Für mich spielt die menschliche Seite im Geschäft eine grosse Rolle und darum will ich mich nicht verstecken.
Ein weiterer Vorteil, die Gefahr vom Cyberspace verschluckt zu werden ist nicht mehr so gross. Die "Traumwelt" fehlt, man kann sich nicht mehr vor sich selber verstecken.

Was Herr Bundesrat Blocher damit zu tun hat, konnte ich noch nicht feststellen. Aber auch er kann sich nicht verstecken, muss mit seiner Öffentlichkeit leben. Ich finde, das macht er nicht mal schlecht, auch wenn ich politisch nicht unbedingt auf seiner Linie bin oder seine Art der Aussagen oft nicht goutiere.
 
QUOTE (Christian @ Mo 16.10.2006, 7:20) Das ist der Sollwert. Der Ist-Zustand ist jedoch etwas anders, und da beginnt das Leben. Fordere mal Google auf, alles über Dich zu löschen.....

Nee, dass ist kein Sollwert, gemäss CH Datenschutzrech müssen Sie sich beugen, ein Mail an den Datenschutzbeauftragten wirkt meistens Wunder.

Und sonst hast du noch den gerichtlichen Weg, Prozessrisiko dürfte bei Null sein...
 
QUOTE (Remo Uherek @ Mi 11.10.2006, 21:29)Ich habe mich entschieden, im Web nicht anonym zu sein und muss nun mit den Vor- und Nachteilen dieser Entscheidung leben.

Wenn man personalisierte Dienstleistungen anbietet (Webdesign, Computerdienstleistungen vor Ort) oder Dienstleistungen, die ein gewisses Risikopotential bieten (so wie meine Web-Datenbank), dann stellt sich meines Erachtens nach die Frage nicht.

Potentielle Kunden haben m.E. ein Recht darauf, zu wissen, mit wem sie es zu tun haben, wem sie ihre eigenen beruflichen Probleme (mit Marketing, EDV) oder Daten anvertrauen. Aus demselben Grund lasse ich umgekehrt auch keine anonyme Anmeldung (nur Datenbankname und Mail) bei mir zu - ich möchte auch wissen, mit wem ich es zu tun habe, wem ich meine Dienstleistungen zur Verfügung stelle.

Allerdings darf man aus dem Zustand der Domain nicht unbedingt auf das tatsächliche Geschäft schließen. Es gibt auch genügend Selbständige mit florierendem Geschäft und einer einfach gestrickten Homepage - wenn ein Angebot einen lokalen Bezug hat und Aufträge direkt akquiriert werden, dann ist die Homepage zur Akquise ziemlich überflüssig.
 
@Beni:
QUOTE gemäss CH Datenschutzrech müssen Sie sich beugen, ein Mail an den Datenschutzbeauftragten wirkt meistens Wunder.

Und sonst hast du noch den gerichtlichen Weg, Prozessrisiko dürfte bei Null sein...

Der Aufwand dürfte aber beträchtlich sein. Es soll ja nicht ein Fulltimejob sein, seine Daten zu korrigieren/löschen. Ein standardisiertes Tool wäre cool, mit dem man ALLE Datenbanken selber durchsuchen und die Daten korrigieren/löschen könnte. Denn heute weiss ich ja nicht mal, in welchen Datenbanken ich alles drin bin. Schon das ist ein riesiges Informationsdefizit. Ich könnte also, selbst wenn ich wollte, nicht alle meine Daten löschen lassen.

@Christian:

QUOTE Der Vorteil ist, das ich eben bin wie ich bin. Ein Mensch mit allen Vor- und Nachteilen und Fehlerchen. Was solls. Für mich spielt die menschliche Seite im Geschäft eine grosse Rolle und darum will ich mich nicht verstecken.

Genau so seh ich das auch.

Apropos:
Ich habe heute tatsächlich von diesem Thema geträumt. Im Traum habe im Internet einen (zu ehrlichen) Steckbrief veröffentlicht, worauf mir ein Freund die Freundschaft gekündigt hat. Fazit: Keine zu persönlichen Steckbriefe ins Internet stellen :).
 
QUOTE (René Weber @ So 15.10.2006, 20:49) Ich erlaube mir manchmal den Spass, meinen Freunden und Verwandten eine Geburtstagskarte mit einem Screen-Print einer Google Search iheres Namens zuzustellen. Die meisten sind erfreut, zu sehen, dass sie in den Top-10 sind (und das hundert- oder tausendfach.)

Im Zusammenhang mit dem Ayom-Forum stelle ich eher positive Feedbacks fest. Nur einmal hat ein Kunde gemeint, dass ich sein Problem nicht hätte lösen können, ohne bei Ayom nachgefragt zu haben. Na und? Er hat die Lösung und ich die Quelle.

Sobald man aber pointiert Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen nimmt, wird es heikel. Aber anstatt zu theoretisieren, starten wir einen Versuch:


QUOTE Christoph Blocher zeichnet sich durch seine sehr starken und polarisierenden Aussagen aus. Ich mag seine hände-rudernde Art nicht. Aber er wagt es, nicht zu erwähnende Themen auf die Titelseiten der Zeitungen zu bringen. Einverstanden oder nicht. Es wird diskutiert.


OK. Das Ei ist gelegt. Schauen wir in den nächsten Tagen, wie Christoph Blocher und René Weber in einen engeren Zusammenhang gebracht werden.

Da ich Ayom auch als experimentelles Forum betrachte, habe ich mir erlaubt, diesen Versuchsballon zu starten.

Cheers, René

tongue.gif

First time to be here, posting a message.
Some 1.5 years ago,I went to car city in Germany--Stuttgart.
It's good there,people are friendly and environment's very nice.
Some friends make me there,too.
And I'm miss them all,though some of them are even unreachable 'cause I don't have their contact infos.

Today I'm posting my personal blog and there's provided some links to my other blog that mainly deals with IP(Intellectual Property) subjects.

Willkommen zu meinem Blog und hoffe ich,dass Sie mir Advice geben koennen.
Danke schoen und alles Gute!

dein Binqiang Liu
 
QUOTE Apropos:
Ich habe heute tatsächlich von diesem Thema geträumt. Im Traum habe im Internet einen (zu ehrlichen) Steckbrief veröffentlicht, worauf mir ein Freund die Freundschaft gekündigt hat. Fazit: Keine zu persönlichen Steckbriefe ins Internet stellen :).


Genau das scheint mir das Problem zu sein, manche Bewerten Menschen nicht mehr nach dem persönlichen Gespräch/Meinungsaustausch, sondern nach dem was man über den Menschen im Netz lesen/hören kann, wenn er den bekannt im Netz ist.

Aber sind das nicht sehr unterschiedliche Informationen?? Ist ein Mensch nicht in einem persönlichem Gespräch ganz anderes, als wie wenn er schreibt oder über ein Thema berichtet/was veröffentlicht?

 
Wenn man nicht aufpasst, kann es passieren, dass die eigenen Beiträge, welche man im Glauben an eine angebliche "Anonymität" geschrieben hat, auch als Bumerang wirken können. Früher hat man sich sein Image in der Kneipe im Quartier versaut, heute ist ein bisschen schneller, aber auch nicht umbedingt schwerwiegender. Mir ist es lieber, irgendein alter Forenbekannter erinnert sich nach 10 Jahren negativ an meine alten Beiträge, als wenn sich einer auf der Strasse negativ an mich erinnert. Das Internet ist nicht anonym, aber zwischen mir um dem Gegenüber ist eine Telefonleitung, während auf der Strasse manchmal nur eine Faust zwischen mir und jemandem steht.

Zusätzlich sind im Internet nur die Suchmaschinen nachtragend, denn nur die speichern die Beiträge. Wenn du mich in einem Jahr fragen würdest, ich würde mich nur noch schwach an Remos Beiträge erinnern. Wenn er dann bei Ayom seinen Usernamen ändern und das Bild löschen würde, wäre er für mich ein neuer Forenuser.
 
QUOTE Ist ein Mensch nicht in einem persönlichem Gespräch ganz anderes, als wie wenn er schreibt oder über ein Thema berichtet/was veröffentlicht?

Nach meiner Erfahrung wirken Menschen in der Regel im persönlichen Gespräch anders als im Web. Aber man sollte nicht naiv sein und denken, dass die Web-Identität die Real-World-Identität nicht beeinflusst. Gewisse Menschen wirken schriftlich sehr arrogant, können im persönlichen Gespräch aber sehr sympathisch wirken. Diese Erfahrung hab ich schon einige Male gemacht. Trotzdem vergleiche ich bei jedem Treffen bewusst oder unbewusst die Web- und Real-World-Identitäten und bin überzeugt, dass sich beide Identitäten beeinflussen und vermischen. Und kennt man von einem Menschen nur die Web-Idendität, so stellt diese ja auch zugleich die Real-World-Identität dar.


QUOTE Zusätzlich sind im Internet nur die Suchmaschinen nachtragend, denn nur die speichern die Beiträge.

Es gibt tausende Datenbanken, die persönliche Daten speichern, wobei Suchmaschinen sicherlich sehr bedeutende Datenbanken darstellen.
 
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