Zunächst möchte ich allen Aktiven in diesem Forum für die – manchmal auch etwas emotionalen – Beiträge zur Thematik SEO-SMO danken und mit den folgenden Gedanken zur weiteren Diskussion anregen:
Zum Verhältnis von SMO und SEO: Dazu gibt es in relevanten Quellen unterschiedliche
Ansichten. Das Verhältnis, je nachdem wie es gesehen wird, drückt doch meiner Ansicht nach nicht die Überlegenheit des einen Verfahrens gegenüber dem anderen aus. Die Relation ist beim gegenwärtigen Stand der noch nicht abgeschlossnen wissenschaftlichen Diskussion doch eher Ausdruck unterschiedlicher Perspektiven. Meine persönliche Perspektive ist geprägt von der Annahme, dass Kommunikation in einem großen Netzwerk zunächst als sozialer Prozess aufzufassen ist. Zu Zwecken des Online – Marketing ist also daher dieser Prozess auf ein bestimmtes Kommunikationsziel hin zu optimieren. Diese Optimierung unterliegt unterschiedlichsten Einflüssen – von denen manche z.B. durch die Optimierungsregeln nach
Bhargava andere wiederum nach den Regeln der SEO beeinflussbar sind. Wichtig ist, dass sie gemeinsam und kombiniert auf den Prozess einwirken.
Das Argument, dass am Ende SMO Auswirkungen auf SEO hat ist richtig, bestätigt aber nur die Vernetztheit der Abläufe. SEO hat ebenso Rückwirkungen auf SMO: SERPs können per Mashup in Community- Portalen erscheinen und darüber den sozialen Prozess beeinflussen.
Zur mehrfach aufgegriffenen Frage „SEO am Ende – oder nicht“: Meine Ausdrucksweise, in dem nicht an ein Fachpublikum gerichteten Interview, war vielleicht etwas missverständlich. Daher versuche ich eine Klarstellung: SEO durchlief eine Reihe von Entwicklungsschritten, die ihrerseits eng an die technische Entwicklung der Suchmaschinen und die algorithmische Evolution der Verfahren gekoppelt waren. Und ich meine, dass wir hier nunmehr einen Zwischenschritt erreicht haben, der im Sinne der „Negation der Negation“ eine neue Qualität hervorbringen muss. Also – einfach ausgedrückt – ich meine mit „Ende“ nicht „Schluss“, sondern „Abschluss“ vor dem nächsten Schritt.
Worin könnte also der nächste Schritt der SEO- Entwicklung bestehen? Lassen Sie mich nur einen einzigen wichtigen Gesichtspunkt beleuchten: Gegenwärtige implementierte Algorithmen berücksichtigen m.E. die Semantik nicht. Trotz langjähriger
Forschungen ist es nicht gelungen praktikable Verfahren zu implementieren. Einerseits mangelt es an handhabbaren Ontologien andererseits an entsprechenden Modellen. Neueste Entwicklungen aus dem WEB 2.o scheinen aber zu interessanten Lösungen zu führen. Über das Tagging verbinden User ihre eigene Semantik mit Objekten. Der soziale Prozess führt dann zur Herausbildung von
Folksonomies. Diese Folksonomies, kombiniert mit algorithmischer Suche, können in der Tat eine Form der semantischen Suche verwirklichen. Denken Sie nur daran, dass Audio- und Video- Inhalte m.E. nur durch Metadaten, z.B. Tags, beschreibbar sind. Die momentan noch eingeschränkte Nutzung von Tagging und Social Bookmarking, insbesondere im europäischen Bereich, ändert nichts am Prinzip und den zukünftigen Möglichkeiten.
Nun zu der Frage, ob „SMO geeignet ist, um Verkäufe zu generieren“: Es liegen empirische Ergebnisse vor, die vermuten lassen, dass SMO durchaus
Käuferverhalten beeinflusst. Denken wir doch auch an die Rezensionen bei Amazon – ein klassisches Beispiel dafür, dass mit SMO (hier Aufbau von Digital Reputation) den Verkauf beeinflusst.
Am Ende ein paar Worte zu meiner journalistisch überspitzter Bemerkung, die Wichtigkeit „bei Google oben zu stehen“, betreffend: Zweifellos generiert SMO zusätzlichen
Traffic für Portale. Die Volumina dieser zusätzlichen Datenaufkommen steigen seit einiger Zeit und werden sich auch in Zukunft weiter erhöhen. Unter dieser Prämisse war mein Argument so zu verstehen, dass, auch aus Unternehmenssicht, eine Verlagerung der Online- Marketing- Aufwände von SEO hin zu SMO stattfinden wird. Daher wird es für Unternehmen immer weniger wichtig ....... hauptsächlich oder allein in die Suchmaschinenpositionierung zu investieren. Dass die Suchmaschinenposition -und damit SEO- dennoch außerordentlich wichtig bleibt, versteht sich von selbst.
Ich freue mich auf die weitere Diskussion!
Manfred Leisenberg